Klassentreffen nach 65 Jahren
Keine Bücher, kein Schreibpapier, keine Heizung, Schulspeisung aus eiserner Ration: Doch trotz widriger Umstände meisterten 21 Oberprimanerinnen des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums 1949 die Reifeprüfung. 65 Jahre danach gab es jetzt für neun ehemalige Pennälerinnen ein Wiedersehen im Brauhaus „Drei Linden“.
Viele Erinnerungen lebten auf. Beispiel: Nach Kriegsende habe es an der Oberschule keine Hefte und Bücher gegeben. Die Schülerinnen hätten alles beschrieben, was sie damals auftreiben konnten. Fenster und Türen am Schulgebäude waren teilweise zerstört, die Schule konnte nicht geheizt werden.
Als Lehrerin ein Vorbild
Der Unterricht erfolgte in Schichten: Jungen morgens, Mädchen nachmittags. „Wenn wir Alma Langenbach nicht gehabt hätten. Sie hatte ein lexikalisches Wissen und war eine frühe Feministin“, erinnerte sich Irmtraud Lafin (geborene Schemmann) an Dr. Alma Langenbach, die als Lehrerin ein Vorbild für alle gewesen sei. Die Abiturientia war 1949 der erste Jahrgang, der nach dem Krieg nach 13 Jahren die Reifeprüfung abgelegt hatte. Außerdem war es die erste Mädchenklasse am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Bei der Abifeier erschienen die jungen Frauen in schwarzen Abendkleidern ihrer Mütter, mit schmaler Taille und betonter Hüftpartie. „Das war der New Look von Christian Dior. Wir waren alle so schön und stolz“, erinnerten sich die Pennälerinnen.
Schulzeit prägte
Obwohl die Schulzeit entbehrungsreich war, prägte sie im positiven Sinn. „Wir haben viel für das Leben gelernt.“ Die fundierte Schulbildung zahlte sich aus: So wurden aus den einstigen Abiturientinnen zwei Ärztinnen und sechs Lehrerinnen, Kauffrauen, Unternehmerinnen und vieles mehr. Daneben heirateten viele von ihnen, bekamen Kinder und waren berufstätig. Bis heute treffen sich die Ehemaligen jährlich und werden ihr Freiherr-vom-Stein-Gymnasium wohl nie vergessen. beu