Kurzinfo: Mein Abitur habe ich 2013 am FSG gemacht mit Deutsch und Englisch als Leistungskursen. Nach einem Jahr mit einem Teilzeitjob im Einzelhandel bin ich nach Köln gezogen und studiere dort seit dem Wintersemester 2014 Medienkulturwissenschaften und English Studies.
Manchmal vermisse ich die Schule. Ich war noch nie jemand, der in der Schule sagte: „Boah bin ich froh, wenn ich aus diesem Kaff hier raus bin!“ Mir war zwar schon immer klar, dass ich eines Tages eine Uni besuchen würde und ich freute mich auch auf einen neuen Lebensabschnitt. Aber Schule ist eben Schule – nicht zu vergleichen mit irgendetwas anderem. Ich kannte und kenne viele Menschen, die die Schule hassten und aus der subjektiven Perspektive würde ich einschätzen: die Hälfte dieser Menschen waren die, die nur darauf warteten, nicht mehr in der Schule zu sein und dachten, nach der Schule käme das Schlaraffenland. Und die andere Hälfte wurden nach ihrer Schulzeit glücklichere Menschen.
Schule war für mich, vor allem rückblickend, ein Ort des Größenwahnsinns. Und das meine ich überhaupt nicht negativ. Verhasste Lehrer, schlechte Noten, Beziehungsdramen und Gruppen von „coolen“ und „uncoolen“ Schülern und Schülerinnen. Aus einer Mücke konnte eine Elefant gemacht werden. In der Oberstufe war ich, meiner Meinung nach, nie Teil davon. Ich war eher eine Beobachterin. Aber nichts hat mir mehr Spaß gemacht, als den Größenwahnsinn meiner Jahrgangsstufe zu sehen. Nach dem Abi wollten wir alles. Amerika, Australien, Neuseeland. Am besten noch irgendwo arbeiten, um Geld zu verdienen. Zurückkommen und das Wunschfach studieren und dabei viel feiern gehen. Am besten an einer Uni wie in Berlin, Hamburg oder Köln.
Zwar würde ich mich als eine Optimistin beschreiben, und es ist wahr, Schülern einen gewissen Größenwahnsinn zuzuschreiben aber irrsinnig, ihnen zu raten, sich an diesen Wahnsinn weiter zu klammern. Das heißt soviel wie: Habe Träume und habe Ziele, aber diese können jeder Zeit einen anderen Weg einschlagen. Und wenn sie das tun, dann darf man nicht wie aus einem Alptraum aufwachen.
Viele meiner Freund und Bekannte, teilweise auch aus meinem Jahrgang, haben ihr Studium, oder Ausbildung oder sogar Auslandsjahr abgebrochen, weil es nicht so war, wie sie es sich vorstellten. Einige von ihnen wurden ganz verzweifelt – mich eingeschlossen, als einiges bei mir nicht funktionierte. Da einige vom Größenwahnsinn so verbissen waren und unbedingt „dieses Eine“ machen wollten, ließen sie Alternativen gänzlich weg. Sie waren sich zu schade, oder der Meinung, „zu etwas höherem bestimmt“ zu sein. Zum Größenwahnsinn gehört nämlich auch irgendwo eine Portion Arroganz dazu und die war bei uns wahrscheinlich überall da.
Ganz schnell merkt man dann: Ich bin eine(r) von Millionen anderen Menschen. Ich bin nichts besonderes, wahrscheinlich bin ich total durchschnittlich. Ich habe gerade mal mein Abitur und das war es auch schon.
Ich weiß nicht, ob ich „glücklicher“ bin. Irgendwie hat man das Gefühl, als wären alle ein wenig entspannter, sobald sie etwas länger auf der Universität sind. Ob sie alle den Größenwahnsinn hinter sich gelassen haben?
In einer großen Stadt wie Köln bin ich wahrlich nur eine von vielen. Als ich merkte, dass vieles nicht so funktionieren wird, wie ich es mir vorstellen würde, befreite ich mich von selbst auferlegten Lasten und befreite mich von einer Einbahnstraße meines Lebens. Natürlich habe ich Träume und Ziele, die ich erreichen will, und vielleicht werde ich auf dem Weg nur einer einzigen Richtung folgen – Es kann so kommen. Muss es aber nicht.